Eigentlich wollte ich in der Kategorie Großprojekte nur klassische Buchreihen vorstellen. Und die Amelia Peabody Serie ist wirklich kein anspruchsvoller Klassiker. Aber sie ist sehr unterhaltsam und erscheint schon seit mehreren Jahrzehnten.
Der erste Band Crocodile on the Sandbank wurde 1975 veröffentlicht, der letzte erschien 2011 – die deutsche Übersetzung ist gerade erschienen. Und bis auf den letzten Band habe ich alle mehrmals gelesen.
Die Serie bietet gemütliche Cozy Crime im viktorianischen Ägypten. Ich bin auf die Bücher irgendwann Mitte der 1990er Jahre aufmerksam geworden. Zu der Zeit habe ich viele historische Romane und Krimis gelesen – die meisten reizen mich nun gar nicht mehr. Aber Amelia und ihre Familie sind mir ans Herz gewachsen.
Der erste Band beginnt im Jahr 1884. Amelia Peabody ist eine alte Jungfer, zumindest hält sie sich dafür. Aber sie ist auch eine wohlhabende alte Jungfer und eigensinnig. Und nach dem Tod ihres Vaters will sie nun die Welt sehen. Also reist sie nach Ägypten und trifft dort auf die Liebe ihres Lebens, den Ägyptologen Radcliffe Emerson.
Die Liebesgeschichte zwischen Amelia und Emerson wird nur am Rande geschildert, wichtiger ist der zu lösende Kriminalfall. Der erste Band ist insgesamt noch ziemlich farblos und langweilig. Liegt vielleicht aber auch daran, das ich den erst las, nachdem ich schon die späteren Bände kannte.
Man muss die Bände nicht unbedingt der Reihe nach lesen, aber wenn man die Entwicklung der Familie verfolgen will, dann ist das durchaus ratsam. Zumal sich die Familie immer mehr vergrößert. Die Emersons haben nicht nur einen Sohn, sie adoptieren später noch ein Mädchen. Dazu kommen zahlreiche Vetter, Schwäger und Schwägerinnen, Nichten und Neffen. Freunde und Mitarbeiter, die schon wie Familienmitglieder wirken.
In jedem Band gibt es einen Kriminalfall. Oft, aber nicht immer hat er mit Grabräuberei zu tun.
Was mir an der Serie gefällt,
das sind die unglaublichen Dialoge und Charaktere. Gerade Amelia und ihr Mann sind sehr überzeichnet. Amelia ist stur, energisch und willensstark. Ihr Mann ist ein Brummbär schlechthin. Er kann sehr grob werden, wenn ihm etwas nicht passt und der Umgang mit den Ausgrabungsstellen ist ihm ein Dorn im Auge.
Ihre Persönlichkeiten verändern sich nur minimal während der ganzen Abenteuer. Statisch wirkt die Reihe trotzdem nicht, den die Kinder werden in der Zeit erwachsen und erleben selber Abenteuer. Und auch die Zeit verändert sich. Das viktorianische Zeitalter geht vorüber, die ersten Automobile tauchen auf. Der erste Weltkrieg beginnt und endet. Der Tourismus, der in Ägypten schon sehr früh anfing, wird immer stärker. Auch die Emanzipation der Frau spielt eine kleine Rolle.
Meine Lieblingsfigur ist Ramses, der Sohn der Familie. In den ersten Bänden ist er eine wichtige Nebenperson und treibt seine Eltern fast in den Wahnsinn. Denn Ramses zieht das Unglück nur so an. Allerdings ist er daran oft mitschuldig. Außerdem ist er entsetzlich altklug, eigentlich die Sorte Kind, die ich nicht mag. Aber hier finde ich ihn einfach nur lustig. In den späteren Bänden ändert sich das aber und er wird zu einem schweigsamen Mann. Auch wenn sich seine Figur stark verändert, mag ich auch in den späteren Bänden.
Durch das Erwachsen werden der Kinder ändert sich auch der Schreibstil. Denn ihre Abenteuer werden immer wichtiger und da passt es nicht mehr, das in Ich-Form aus der Sicht der Amelia geschrieben wird.
Außerdem mag ich den Hintergrund in Ägypten. Die Zeit, in der die Bücher spielen, sind für die Archäologie wichtig, denn bis dahin war Archäologie mehr Grabräuberei. Es ging nicht um geschichtliche Hintergründe zu verstehen, sondern es war eine Schatzjagd. Die Emersons gehören zu den ersten, die Archäologie nicht wegen des Geldes betreiben.
Nebenbei erfährt man auch noch ein paar interessante Dinge über die ägyptischen Hochkultur. In wie weit das alles wahrheitsgetreu ist kann ich nicht sagen, aber es wird alles andere als trocken rübergebracht.
Die Reihenfolge
- Im Schatten des Todes (Crocodile on the Sandbank)
- Der Fluch des Pharaonengrabes (The Curse of the Pharaohs)
- Der Mumienschrein (The Mummy Case)
- Im Tal der Sphinx (Lion in the Valley)
- Der Sarkophag (The Deeds of the Disturber)
- Verloren in der Wüstenstadt (The Last Camel Died at Noon)
- Die Schlange, das Krokodil und der Tod (The Snake, the Crocodile and the Dog)
- Der Ring der Pharaonin (The Hippopotamus Pool)
- Ein Rätsel für Ramses (Seeing a Large Cat)
- Der Hüter von Luxor (The Ape Who Guards the Balance)
- Der Fluch des Falken (The Falcon at the Portal)
- Der Donner des Ra (He Shall Thunder in the Sky)
- Der Herr der Schweigenden (Lord of the Silent)
- Die goldene Göttin (The Golden One)
- Der Herr des Sturms (Children of the Storm)
- Wächter des Himmels (Guardian of the Horizon)
- Die Schlangenkrone (The Serpent on the Crown)
- Das Königsgrab (Tomb of the Golden Bird)
- Tod auf dem Tempelberg (A River in the Sky)
Außerdem habe ich bei Der Bücherwahnsinn noch ein ausführliches Porträt der Autorin gefunden: Klick!